Altersveränderungen des Gesichts
Kein Teil des menschlichen Organismus spiegelt die Alterung so schonungslos wie der Gesichtsbereich. Dabei kommt es zu mannigfachen Veränderungen, die sich schliesslich als erschlaffte Gesichtshaut und Faltenbildung äussern. Dauernde Kontraktion der mimischen Muskulatur führt zu Einkerbungen, die nach Jahren als statische Falten manifest bleiben. Durch die Fettumverteilung (sogenannte Lipodystrophie) wird mit zunehmendem Alter Unterhautfettgewebe im Gesicht abgebaut, was sich beispielsweise im Bereich der Wangen, der Wangenknochen oder auch der Schläfenregion durch sichtbaren Volumenverlust bemerkbar macht. Als letzte typische Altersveränderung ist die durch die Schwerkraft verursachte Ptose (das Fallen) verschiedener Gesichtspartien zu nennen, die zur Umkehr des so genannten Beauty-Dreiecks führt: Hängebacken und –lider bilden nun die optisch dominanten Punkte und verleihen damit dem Gesicht einen müden und ausgezehrten Ausdruck. Die Aufgabe der Ästhetischen Medizin ist es, in diesem von der Natur vorgegebenen Umfeld, Problemzonen zu diagnostizieren und dem Wunsch des Individuums, dem chronologischen Alter ein jüngeres Aussehen entgegenzusetzen, gerecht zu werden.
Ursachen der Gesichtsalterung
Grundsätzlich sprechen wir von intrinsischen und extrinsischen Ursachen der Gesichtsalterung. Zu den intrinsischen Ursachen zählt man diejenigen, die nur begrenzt von der Medizin kontrolliert oder therapiert werden können: genetische Prädisposition, pathologische Alterungsprozesse (z.B. Progerie), innere Krankheiten, die den Alterungsprozess beschleunigen und Geschlechtsunterschiede. Extrinsische Faktoren sind im Wesentlichen durch Umwelteinflüsse und Verhalten geprägt: Nikotinabusus, Sonnenexposition, Ernährung und bestimmte Lebensumstände oder Gewohnheiten.
Alle diese Faktoren führen schliesslich zum selben klinischen Resultat: Die Haut wird dünner und verliert an Elastizität. Gleichzeitig sinken die Abwehrkräfte und die Verletzbarkeit steigt.
Veränderungen der Haut
Die Altersveränderungen der Haut sind hauptsächlich Ausdruck der allgemeinen Degeneration des Bindegewebes. Der Papillarkörper geht zurück, die Dichte der immunkompetenten Zellen, Fibroblasten, Schweissdrüsen und Blutgefässe nimmt ab. Die Haut wird dünner. Da sich mit zunehmendem Alter der Anteil an Hyaluronsäure dramatisch verringert, sinkt auch die Wasserspeicherkapazität. Gleichzeitig nimmt die seborrhoische Drüsenaktivität ab, was zusammen mit der verringerten Wasserspeicherkapazität zu einer merklich trockeneren Haut führt.
Freie Radikale spielen ebenfalls eine wichtige Rolle im Alterungsprozess: Während sie altern, produzieren Hautzellen überzählige freie Radikalen, die unter idealen Umständen von den natürlich auftretenden Antioxidantien innerhalb der Zellen der Haut entfernt werden. Bei alternden Hautzellen sind zu wenige Antioxidantien vorhanden. Die erzeugten freien Radikale werden nicht eingedämmt und schädigen die Haut. Diese freien Radikale bauen schliesslich das Kollagen im Bindegewebe ab und setzen Chemikalien frei, die zu Entzündungen in der Haut führen. Diese wiederum fördern die Hautalterung und die Faltenbildung.
Als Resultat all diese Prozesse bleibt eine ausgedünnte Haut zurück, deren bindegewebige Struktur architektonische Mängel aufweist und deren selbstregenerative Mechanismen ge- oder bereits zerstört sind.
Der alternde Gesichtsausdruck
Die mimische Muskulatur und ihre modellierenden Einflüsse auf die Haut und das subkutane Fettgewebe sind in hohem Masse verantwortlich für den alternden Gesichtsausdruck. Während beim Gesicht einer 20-jährigen Person die Ausdruckslinien lediglich zart angedeutet sind, nehmen sie ab 30 deutlich sowohl im Ausmass als auch in der Ausprägung zu, um dann schliesslich ab 40 und ganz besonders ab 50 Jahren in ein irreversibles Stadium überzutreten.
Aber nicht nur die Mimik beeinflusst den Alterungsprozess im Gesicht. Volumenverlust und Gravitation tun ihr Übriges, um dem Gesicht seine typische altersbedingte Müdigkeit aufzudrücken. So bilden sich denn mit den Jahren die typischen Hängelider und –backen, die tief eingekerbten Nasolabialfalten, die eingefallenen Wangen und die Tränensäcke unterhalb der Augenlider.
Therapie der Gesichtsveränderungen
Die Therapie der altersbedingten Gesichtsveränderungen gliedert sich in zwei Bereiche: Therapien, die zu Hause und von jedem selbst durchgeführt werden können (Heimbereich) und Therapien, die nur von medizinisch geschultem Personal durchgeführt werden sollten (ästhetischer Medizinalbereich). Während der Heimbereich bislang aufgrund der strengen Gesetzesvorlagen eher schwach bestückt ist, gibt es im ästhetischen Medizinalbereich mittlerweile ein ganzes Arsenal hochkarätiger Waffen, mit denen dem Alter zu Leibe gerückt werden kann.
Botulinumtoxin (Botox)
Die Behandlung der mimischen Falten ist typischerweise eine Domäne der Therapie mit Botulinumtoxin. Botulinumtoxin ist ein gereinigtes Protein, das zur Abschwächung der Muskelaktivität eingesetzt wird. Dadurch kommt es automatisch zu einer Verminderung der Mimik und somit zu einer Faltenglättung. Im Gegensatz zu früher zielen die heutigen Therapietechniken allerdings nicht mehr auf eine komplette Lähmung der Muskulatur („Frozen Face“), sondern lediglich eine Schwächung derselben, so dass der natürliche Ausdruck jederzeit gewahrt bleibt. Typischerweise wirkt das Gesicht nachher entspannter bei vollem Erhalt des natürlichen Ausdrucks. Botulinumtoxin wird unter verschiedenen Namen vermarktet: Botox®, Vistabel®, Dysport®, Xeomin®. Botulinumtoxin wird durch körpereigene Enzyme abgebaut und muss daher periodisch (typischerweise alle vier bis sechs Monate) nachgespritzt werden.
Filler
Die Behandlung der statischen Falten erfolgt unter zu Hilfenahme spezieller Füllmaterialien (Filler). Diese basieren normalerweise auf Hyaluronsäure, einem natürlichen Bestandteil der Haut. In den letzten Jahren sind aber immer mehr selbstresorbierbare Filler aus anderen Materialen auf den Markt gekommen. Diese Filler haben entweder Milchsäure (Sculptra®), Hydroxylapatit (Radiesse®) oder auch Polyvinylalkohol (Bioinblue®) als Grundlage. Filler werden – wie der Name schon sagt – vor allem dort eingesetzt, wo ein Volumendefizit besteht. Das ist typischerweise im Bereich der Nasolabialfalten, der Wangen, der Wangenknochen, der Schläfen oder auch im Kinnbereich der Fall. Heutzutage kommen praktisch nur noch selbstresorbierbare Filler, die je nach Aufbauart nach einer gewissen Zeit wieder nachgespritzt werden müssen, zur Anwendung. Damit wird sichergestellt, dass keine unerwünschten Nebenwirkungen aus nicht-resorbierbarem Fremdmaterial auftreten.
Peelings
Peelings sind eine weitere Möglichkeit, dem Gesicht wieder seine jugendliche Frische zurückzugeben. Sie können mechanisch oder chemisch durchgeführt werden. Bei den chemischen Peelings werden Substanzen auf das Gesicht aufgetragen, die zu einem mehr oder minder starken Schäleffekt führen und somit die Haut zur Bildung von neuem Bindegewebe anregen. Je nach Aggressivität der Lösung, die auf das Gesicht aufgetragen wird, können tiefere oder nur oberflächlichere Falten behandelt werden. Das Resultat eines tiefen Peelings kann bis zu 15 Jahren anhalten.
Mesotherapie
Die Mesotherapie ist eine Behandlung, die sich immer grösserer Beliebtheit erfreut. Bei der Mesotherapie werden Substanzen direkt unter die Haut gespritzt, wo sie ihre spezifische Wirkung unmittelbar vor Ort entfalten können. Das führt zu einer äusserst effektiven Regenerierung der Hautzellen und somit zu einer deutlichen Auffrischung des Hautbildes. Typischerweise werden Hyaluronsäure, Vitamine und ähnliche Substanzen eingesetzt. Die Mesotherapie muss öfter wiederholt werden, da die Effekte in der Regel nicht länger als drei bis vier Monate anhalten. Bei kontinuierlicher Behandlung können aber über die Jahre sehr schöne ästhetische Resultate mit deutlicher Verjüngung und Straffung des Gesichtes erwartet werden. Die Mesotherapie eignet sich auch sehr gut zur Behandlung von sonnengeschädigten Dekolletees und Handrücken.
Zusammenfassung
Die Altersveränderungen im Gesicht sind die Folge eines unvermeidlichen Alterungsprozesses der Haut, der Weichteile, sowie der knöchernen Grundsubstanz. Keine der heute bekannten Therapieformen kann alle diese, zeitlich voneinander unabhängigen, Prozesse aufhalten oder gar zum Stillstand bringen. Man wird daher auf eine Kombination von verschiedenen Therapieformen zurückgreifen, um optimale Resultate zu erhalten. Dabei spielen Therapien, die zu hause durchgeführt werden können, eine immer wichtigere Rolle.